Leseproben

Hier können Sie sich einige Leseproben von mir ansehen

 

Leseprobe Kurzgeschichte: Das Schachspiel
Schach ist ein Denkspiel. Es ist nur interessant, wenn man es richtig beherrscht – so wie diese beiden Menschen, die sich nun am Schachbrett gegenübersaßen. Herr Archibald Rottenburg, ein immer alles besserwissender Oberstaatsanwalt, und Herr Valentin Freitag, ein stets korrekter Notar. Beide waren sie keine Anfänger im Schachspielen. Jeder hatte mit seinen eigenen Tricks Erfolg. Jedoch hatten sie noch nie gegeneinander gespielt. Und sie wussten beide, dass dies kein einfaches Duell werden würde. Gerade entschied sich, wer mit welcher Farbe spielen würde. Herr Freitag spielte mit weiß und Herr Rottenburg somit mit schwarz. Herr Freitag eröffnete deshalb nun die Partie, indem er einen seiner Bauern zwei Felder vorwärts bewegte. Herr Rottenburg setzte ebenfalls einen seiner Bauern zwei Felder so vorwärts, dass er dem seines Gegners gegenüberstand. Sie spielten weiter. Vor jedem Zug sahen sie sich eindringlich in die Augen. Jeder versuchte das Vorhaben des Gegenspielers zu erkennen. Bisher konnte keiner der beiden Kontrahenten seine gut geplanten Spielzüge verwirklichen. Trotzdem war es ein durchdachtes Spiel der beiden Männer. Ihnen war klar, dass sich jetzt niemand einen Fehler erlauben durfte, denn sonst würde der andere gnadenlos zuschlagen. Sie sahen sich wieder tief in die Augen und Herr Freitag sah plötzlich ein siegessicheres Lächeln in den Augen seines Gegners. Er hatte sich nicht getäuscht. Herr Rottenburg hatte mit einem Zug die führende Position übernommen. Herrn Freitag wurde es heiß und kalt zugleich. Er überlegte krampfhaft, wie er die Partie wieder zu seinen Gunsten wenden konnte. Sie duellierten sich bereits drei Stunden. Herr Freitag war in einer äußerst verzwickten Lage. Er war der Verzweiflung nahe. Aber sein Stolz ließ nicht zu, dass er verlor. Nach langen fieberhaften Überlegungen hatte er eine geniale Idee, wie er seinen Gegenspieler gewaltig einschüchtern konnte. Gerade noch rechtzeitig, denn Herr Rottenburg hatte den König seines Gegners gerade schachgesetzt. Doch nun nahm die Partie eine drastische Wende an. Herr Rottenburg wusste, dass ihm jetzt schnell etwas sehr Gutes einfallen musste. Bei seinen vielen Überlegungen brach ihm der Schweiß aus und auf seiner Stirn bildete sich eine tiefe Denkerfalte. Jetzt stand sein König im Schach und es würde nicht mehr lange dauern, bis sein Kontrahent ihn mattgesetzt hatte. Ihm wollte jedoch beim  besten Willen nichts Produktives einfallen. Hier nutzten ihm auch als Oberstaatsanwalt seine vielen Paragraphen nichts. Es war ein Spiel, bei dem es um seinen verdammten Männerstolz ging. Bei dieser Partie stand es Mann gegen Mann. Es lag eine unglaubliche Spannung zwischen den beiden Spielern in der Luft. Zug um Zug sah es nun für Herrn Rottenburg schlechter aus. Er wusste, er hatte diese Partie verloren. Das Duell näherte sich dem Ende und nach viereinhalb Stunden war sein König durch den Turm von Herrn Freitag schachmatt gesetzt. Sie blickten sich nun zum letzten Mal bei dieser Begegnung eindringlich in die Augen und ahnten gegenseitig die tiefe Erschütterung beziehungsweise unendliche Freude und Erleichterung. In diesem Moment nahmen sie plötzlich zum ersten Mal ihre Umwelt wahr, die aus einem begeisterten Publikum und Fernsehreportern mit ihren Kameras bestand. Dann hörten sie eine Stimme durch einen Lautsprecher, die verkündete: „Nach viereinhalb Stunden höchster Spannung im Finale der Schachweltmeisterschaften haben wir nun endlich einen Sieger – Herrn Valentin Freitag, der Herrn Archibald Rottenburg in einer äußerst nervenaufreibenden Partie besiegt hat.“ Jetzt erst wurde ihnen klar, dass Herr Freitag der neue Schachweltmeister war. Mit der Siegerehrung und der Aushändigung ihrer Preise ging für beide Männer das faszinierende Schachspiel zu Ende.


Leseprobe Geburtstagsrede

Lieber Julius,

der berühmte Philosoph Friedrich Nietzsche konstatierte einmal:

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“

Diese Maxime, lieber XY scheint auch für Dein Leben zu gelten, da Du schon früher in der Wiege sehr musikalisch und stimmgewaltig warst. Du wusstest sowohl bei Deinen Stimmbändern als auch bei jeder Form von Spielzeug, wie man Laute damit erzeugt, die sein näheres Umfeld – insbesondere Mama, Papa und mich – akustisch bereichern. Und das selbstverständlich zu jeder Tages- und Nachtzeit. Denn von Ruhe hast Du nie viel gehalten.

Als Du in den Kindergarten kamst, meldeten Dich unsere Eltern zum Klavierunterricht an. Das von Opa geerbte Piano sollte schließlich unser Haus nicht nur optisch bereichern, sondern auch endlich wieder einmal von einem Virtuosen gespielt werden. Dieser wurdest Du mit all dem Fleiß und Elan, mit dem Du Dich ans Werk machtest. Das Klavier und Du – Ihr wart einfach wie füreinander geschaffen und verbrachtet tagtäglich mehrere Stunden gemeinsam miteinander. Ja, sogar Dein Lieblingsessen, Mamas Rinderbraten, ließest Du so manches Mal dafür kalt werden. Für Dein Talent wurdest Du oft bewundert und so war es auch nicht verwunderlich, als Du nach dem Abitur Dein Musikstudium begannst. Natürlich gegen den Willen unserer Eltern, die der Auffassung waren: „Junge, lern doch lieber einen anständigen Beruf, von dem man auch leben kann.“

Du hieltest Dich jedoch an Goethes Motto:

„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“

Und so entschiedest Du Dich dafür, Deine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Der einst so gefragte Hobbypianist war schon bald als ausgebildeter Profi ständig ausgebucht. Eine Verabredung mit Dir war schon bald schwieriger, als die sprichwörtliche Audienz beim Papst zu bekommen. Aber wir – ich und unsere ganze Familie – haben Dich immer beneidet um Deine Auftritte quer durch die Republik und später dann sogar im Ausland.

All die Konzerthäuser, die Du gefüllt hast, all die Menschen, die Du mit Deinen kunstvollen Klängen am Klavier verzaubert hast, hier zu nennen, würde den Rahmen der Veranstaltung sprengen, aber ich erinnere mich gern an meine Besuche in Deinen Konzerten, in denen ich voller Bewunderung und Stolz Dir, meinem lieben Bruder, zuhören durfte. Besonders schön für mich waren für mich stets die gemeinsamen Stunden mit Dir am Klavier, wo mir immer wieder klar wurde, was für ein Genie Du im Gegensatz zu solch einem Amateur, wie ich einer bin, doch bist. Danke, für Deine Lerneinheiten und Deine Geduld.

Mein lieber Bruder, ich könnte noch so viel zu Dir und Deinem Leben sagen, was alles erwähnenswert wäre, aber bis dahin würde hier vermutlich die Hälfte im Saal entweder einschlummern oder verhungern. Zum Glück bieten Deine weiteren Geburtstage ja genügend Gelegenheit, meine Gedanken zum Leben meines Bruders und die eine oder andere Anekdote zu erzählen.

Drum bedanke ich mich für Deine und Eure Aufmerksamkeit und schließe meine Rede anlässlich Deines Geburtstages mit einem weisen Zitat von Erich Käster:

„Wird’s besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich.

Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich!“

 


 

 

Leseprobe  Rede zum Dienstjubiläum eines Grundschullehrers

Lieber Herr XY,

der berühmte deutsche Dichter Heinrich Heine schrieb einmal folgendes Zitat:

„So ein bisschen Bildung ziert den ganzen Menschen.“

Sie, lieber Herr XY, scheinen diesen Satz gekannt und in Ihren 30 Dienstjahren als Grundschullehrer stets beherzigt zu haben. Unzähligen Jungen und Mädchen haben Sie Bildung vermittelt. Sie lehrten sie das Lesen und Schreiben, Rechnen, Malen und Zeichen sowie das Musizieren. Sie vermittelten Wissen und vermittelten, sich dieses anzueignen. Sie verfeinerten handwerkliche und kreative Fähigkeiten. Bei Streitigkeiten traten Sie als Schlichter ein – sowohl zwischen Schülern, als auch zwischen Schülern und Lehrern  sowie Lehrern und Eltern. Auf ihre diplomatischen Fähigkeiten war stets Verlass, mit der Sie geduldig aber entschieden Konflikte jeder Art meist zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung brachten.

Bei dem uns allen bekannten Wilhelm Busch sind in seinem Werk „Max und Moritz“ die Zeilen zu lesen:

„Also lautet ein Beschluss:
Dass der Mensch was lernen muss. –
Nicht allein das Abc
Bringt den Menschen in die Höh‘;
Nicht allein in Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen,
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muss man mit Vergnügen hören.“

Auch Sie haben in ihren 30 Dienstjahren als Grundschullehrer Ihren Schülerinnen und Schülern nicht nur bloßes Wissen vermittelt, sondern auch großen Wert auf die soziale Kompetenz der jungen Heranwachsenden gelegt, weil Sie dies für ebenso bedeutend hielten. Sie gingen da auch gern mit gutem Beispiel voran und zeigten, wie man sich auch im Kleinen sozial engagieren kann, wenn Sie, als Initiator, keine Zeit und Mühe scheuten, alljährlich unser Schulprojekt zu organisieren. So wurde Jahr für Jahr in der Adventszeit in Kooperation von Schülern, Eltern und Lehrern allerhand gebastelt, gebacken, gekocht und geschauspielert, um Geld für Kinder, die in ärmeren Verhältnissen leben, zu sammeln. Sie, lieber Herr XY, veranschaulichten Ihren Schützlingen, dass es nicht für jedes Kind auf unserem Planeten selbstverständlich ist, Weihnachten mit Geschenken bedacht zu werden, da manche Eltern in ärmeren Ländern die Wünsche ihrer Kinder mangels monetärer Mittel nicht erfüllen können.

„Jeder, der aufhört zu lernen, ist alt, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. Jeder, der weiterlernt, ist jung, mag er zwanzig oder achtzig Jahre alt sein.“

 

Dieser Ansicht war Henry Ford. Und ihr, lieber Herr XY, möchte ich mich anschließen. Bleiben Sie für alle weiteren vor Ihnen liegenden Dienstjahre als Lehrkraft unserer Schule so wissbegierig und offen für Neues wie bisher. Lassen Sie sich durch die Schüler und Schülerinnen jung halten, bleiben Sie weiterhin der von uns allen hochgeschätzte Kollege und Lehrer, der Sie sind, und vor allen Dingen bleiben Sie möglichst gesund. Ich wünsche Ihnen und uns allen weiterhin ein gutes Miteinander – miteinander lernen und lehren. Und für heute ein schönes Miteinanderfeiern und –essen.

 


Leseprobe Gedicht: Gewichtige Erkenntnis

Dank meiner großen Leibesfülle,

platz ich schon bald aus meiner Hülle.

Ein Jeder kann es deutlich sehn,

dass nichts kann ich je wiederstehn.

Es gibt zu viele Köstlichkeiten,

die immer mir Pläsier bereiten.

Es wär doch auch nur allzu schade,

würd alt im Schrank die Schokolade.

Man kann sich auch nie sicher sein,

ob mal die Motten ziehen ein.

Drum ess ich lieber sie beizeiten,

bevor sie andren Schmerz bereiten,

weil sie der Knopf der Hose drückt,

wenn man sich nach den Schuhen bückt.

Drum opfre ich mich täglich auf,

und nehm die Schwierigkeiten gern in Kauf,

dass sich bei mir die Pfunde halten,

nur um die Familie fit zu halten.

So komm ich zu dem simplen Schluss,

dass es mein großes Herz sein muss,

was meine Wuchtigkeit ausmacht.

Wer hätte sowas je gedacht?!

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